Ober-Flörsheimer Kalender für 2022 erschienen

Ein Blick auf den Sportplatz und das untere Dorf vor 60 Jahren, ein Sonnenuntergang auf dem Hochplateau, der Verkaufsraum des Lebensmittelladens Eich in den 1950er Jahren, Kindergartenkinder 1975, der Konfirmationsjahrgang 1978, ein Nachbarschaftstreffen in der Webergasse 1958, die Metzgerei Kiefer (heute Clauß) in den 1920er Jahren – das sind nur einige der Motive des neuen Ober-Flörsheimer Kalenders.

Leider muss die traditionelle Vorstellung des Heimat- und Kulturvereins in diesem Jahr entfallen. Reservierungen für dieses ideale Weihnachtsgeschenk (Preis 7,50 Euro) sind ab sofort möglich bei S. Germann-Vering (Tel. 941607), B. Rudy (Tel. 1096) und E. Nies (Tel. 580). Er wird nach der Fertigstellung bei den Bestellern vorbeigebracht. Weiterhin ist u. a. ein Verkaufstermin an einem Samstagnachmittag im Bürgerhaus vorgesehen.

22. Oktober 2021: Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim feiert 20-jähriges Jubiläum mit Nachtwächterwanderung

Anlässlich des 20. Jahrestags seiner Gründung veranstaltete der Heimat- und Kulturverein nach längerer Pause wieder eine seiner beliebten Nachtwächterwanderungen. Bei kaltem, aber trockenen Wetter begrüßten Nachtwächter Franz Dirigo (dargestellt von Dr. Helmut Schmahl) und sein Sohn Jean (Philipp Seidel) in historischen Kostümen rund 120 Besucher vor der Blücherhalle, unter ihnen Nachfahren des 1864 verstorbenen Nachtwächters, die aus Flonheim und Mannheim angereist waren. Die technische Leitung lag in den Händen von Steffen Neef, der überdies anlässlich des Vereinsjubiläums eine neue Beleuchtung für den Gedenkstein „1250 Jahre Ober-Flörsheim“ installiert hatte.

Auf ihrem Rundgang durch das Dorf begegneten der Nachtwächter und sein Sohn einer Reihe von Personen aus der Ortsgeschichte. Zunächst trafen sie den vor genau einem Jahrhundert verstorbenen Lehrer und Dorfchronisten Friedrich Reif (Carsten Dieterich) im Weingut Hahn in der Weyerstraße. Dort inspizierte dieser den 180 Jahre alten Grabstein des mennonitischen Gutsbesitzers Jakob Dahlem, der kurz zuvor beim Abbruch einer Mauer auf dem Betriebsgelände gefunden worden war. In der Hauptstraße kam ihnen Bürgermeister Johann Müller V. (dargestellt von seinem Nachfolger Sascha Leonhardt) entgegen. Er war gerade dabei, eine Liste der Gewerbetreibenden zu erstellen und wusste viel Interessantes über alte Handwerksberufe zu berichten. So hatte der Nagelschmied Jakob Heß vor 150 Jahren in der Webergasse seine Werkstatt. Das Feuer seines Blasebalgs wurde von einem Hund in einem Laufrad entfacht.

Chronologisch etwas unpräziser, jedoch umso amüsanter wurde der Rundgang, als die beiden Dirigos in der Kommenturei nach dem Rechten sahen. Dort trafen sie zunächst wieder Lehrer Reif, der gerade dabei war, im Schein einer Laterne eine rätselhafte Inschrift am Bürgerhaus zu entziffern. Plötzlich öffnete sich ein Fenster und kein Geringerer als der spätere preußische Generalfeldmarschall von Blücher (Dennis Neef), der 1794 hier als Oberst Quartier hatte, beschwerte sich energisch über die Ruhestörung. Er zeigte sich erst versöhnlich, als Bürgermeister Müller eine Flasche Wein präsentierte und ihn sowie die anderen zu einer Verkostung einlud. Auch die Nachbarin Katharina Damberger (Edeltrud Böhm) gesellte sich hinzu. Sie und Lehrer Reif erzählten anschaulich über die Geschichte der einst mit Mauern und Toren befestigten hiesigen Niederlassung des Deutschen Ordens. Anschließend lud Katharina die Teilnehmer ein, in ihrer Küche die Reste eines wohl spätmittelalterlichen unterirdischen Gangs zu besichtigen, der einst das Haus Nr. 3 mit der katholischen Kirche verband.

Auf dem Weg ins obere Dorf wurde kurz am ehemaligen Mennonitenfriedhof und in der Hubgasse Station gemacht, bevor der Nachtwächter und sein Sohn in der Kirschgartenstraße ein Rätsel lösten, das viele Ober-Flörsheimer schon lange bewegt hat – die Herkunft der Bezeichnung „Kratzegass“ für diese Straße. Sie ist auf Philipp und Margaretha Kratz zurückzuführen, die hier 1831 das erste Haus (Nr. 10) in der Nachbarschaft erbauten.

Die Führung endete vor der Blücherhalle. Der HuK-Vorsitzende Helmut Schmahl dankte allen Mitwirkenden und Helfern für ihr großes Engagement und lud die Teilnehmer ein, das Vereinsjubiläum mit Glühwein, Kinderpunsch und Gebäck zu feiern.